Hotspots in Shanghai

Früher als das „Paris des Ostens“ bekannt, heute auf dem Weg zur Welthauptstadt des 21. Jahrhunderts. Im pulsierenden Shanghai schaut jeder in die Zukunft und nicht mehr in die Vergangenheit. Die Stadt ist ständig in Bewegung. Ihr Motto lautet: „Was heute da ist, hat es gestern nicht gegeben und wird morgen verschwunden sein.“ In der Tat gibt es in Shanghai ohne Zerstörung keinen Neuanfang! Shanghai, die Stadt über dem Meer am Ufer des Huangpu-Flusses hat viele Beinamen: Stadt der Eleganz, der Hektik, der Dynamik, der unbegrenzten Möglichkeiten, der Kontraste… Entscheidet selbst, welchen Beinamen ihr der Stadt geben werdet, indem ihr sobald wie möglich dorthin reist. 

Wie gewohnt, schlage ich euch ein Tagesprogramm vor. So könnt ihr – spontan oder auch nur für ein verlängertes Wochenende – nach Shanghai reisen und verliert keine Zeit bei der Planung.

1. Tag

Schlendert nach einem üppigen Frühstück in der grandiosen Lobby des Peninsula entlang der Uferpromenade, die 1992 zum Schutz vor Hochwasser höhergelegt wurde. Bewundert bei Tageslicht die verschiedenen architektonischen Stile dieser einzigartigen historischen Gebäude am westlichen Flussufer. Riskiert ebenfalls einen Blick auf die futuristischen Wolkenkratzer auf der anderen Seite im Bezirk Pudong. Vergisst nicht die Pfoten wie auch den Kopf des Bronzelöwen vor dem ehemaligen neoklassizistischen HSBC-Gebäude (The Hongkong Shanghai Banking Corporation) zu berühren. Er wird auch euch Glück bringen! 

Steigt anschließend in den Designerbahnhof, den gut ausgeschilderten Bund Sightseeing Tunnel, und seid bereit für eine fünf-minütige, computergesteuerte Hightech U-Bahn mit knallbunten und roten Lichteffekten wie auch mit futuristischer Musik. Eine Rolltreppe führt hinunter zum Start für dieses “Bähnlein“, welches den 650 Meter langen Tunnel unter dem Huangpu-Fluss durchquert und euch nach Pudong befördert. 

Stattet mindestens einem der vier folgenden Megatürme einen ausgiebigen Besuch ab. Diese vier außergewöhnlichen Gebäude sind und bleiben das Aushängeschild des 21. Jahrhunderts. 

Der Oriental Pearl Tower, das Wahrzeichen der Stadt, wurde 1995 erbaut, misst 468 Meter und gilt als das Symbol des Finanzviertels Pudong. Dieser Fernsehturm mit unter anderem 9 Fernsehkanälen, 10 Radiosendern, einem Drehrestaurant und einer Piano Bar stellt mit seinen elf ungleich großen Kugeln weiterhin das Wahrzeichen des modernen Chinas dar. Die drei Perlen symbolisieren die Reinheit der Volksrepublik. Die Aussichtsplattform befindet sich in 90 Meter Höhe. Der gläserne Gang um die mittlere Perle liegt in 259 Meter Höhe und die berühmte „Space Capsule“ thront in 351 Meter Höhe.

Der Jin Mao Tower misst 420,5 Meter, wurde 1994 erbaut und am 28.8.1998 eingeweiht. Er besitzt 88 Stockwerke und symbolisiert das „Gate to Heaven“. (Die Zahl 8 ist in China eine Glückzahl. Viele reiche Chinesen kämpfen um ein Nummernschild, welche diese Zahl einmal oder mehrmals beinhaltet und bezahlen viel Geld für diese Glücksnummer.) In der Tat ist er der schönste Wolkenkratzer, da er einer chinesischen Pagode ähnelt und eine formvollendete ästhetische Baukunst repräsentiert. Gegenüber von diesem Glas- und Stahlpalast ragt der Shanghai World Financial Tower imposante 492 Meter in die Höhe. Dieses elegante Gebäude glitzert abends in blauem / grünem Neonlicht. Es besaß bis zur Eröffnung des Shanghai Towers die höchste gläserne Plattform der Welt und wird wegen seiner Form auch Flaschenöffner genannt. 

Der Shanghai Tower mit seinen beeindruckenden 632 Metern, 128 Stockwerken und einer Plattform in der 118. Etage ist zurzeit das zweithöchste Gebäude der Welt. 

Ihr könnt euch nun weiter durch den Bezirk Pudong treiben lassen. Ihr solltet jedoch die Former Residence von 1917 besuchen. Diese ist das einzige Haus inmitten der Skyscraper, welches noch das Gesicht des früheren Stadtviertels Pudong zeigt. Bis ins Jahr 1990 haben in Pudong nur Bauern in ihren Reisfeldern gearbeitet. Ein Jahr später, im Zuge der “sozialistischen Marktwirtschaft“ ist alles, was sich diese Menschen in mühsamer, schweißtreibender Arbeit aufgebaut hatten, zerstört worden. 

Das Ocean Aquarium soll eines der besten Aquarien der Welt sein, wir können dies leider nicht bestätigen. 

Am späten Nachmittag bzw. frühen Abend bringt euch die Hightech U-Bahn wieder an den Bund – die 2,6 Kilometer lange Uferpromenade – zurück. Nach wenigen Gehminuten öffnet euch einer der Hotelpagen mit einem Lächeln im Gesicht die Tür und begrüßt euch erneut im Peninsula, in eurem home-away-from-home. 

2. Tag

Lasst euch nach dem Frühstück von einem der Hotelfahrer in die Altstadt fahren und verbringt dort um die drei Stunden. Diese liegt nur wenige Minuten Fahrtzeit vom The Peninsula entfernt. Vormittags könnt ihr die Asiaten beim Schattenboxen (Tai Chi) oder beim gesundheitsfördernden Qi Gong in den Gassen beobachten. In Chinatown blüht noch das alte China. Die fließende, ruhige aber sehr präzise Ausführung der Bewegungen begrüßt euch überall und falls ihr Lust mitzumachen haben solltet, gesellt euch einfach dazu. Lasst euch treiben!

Nur der Yu Yuan oder auch Yu Garden ist ein absolutes Muss. Dieser Garten der Zufriedenheit aus dem Jahre 1559 wurde leider mehrmals während der Opiumkriege zerstört, aber er ist immer wieder aufgebaut worden. 2019 wurde er zuletzt renoviert und strahlt nun noch prachtvoller. Er ist der einzige restaurierte klassische chinesische Garten in Shanghai mit bizarren Felsen, Wandelgängen, Pavillons, Drachenmauern, Zickzackbrücken und Teichen, ein Paradies fernab von Verpflichtungen und der kräftezehrenden Hektik der Großstadt. 

Nach diesem Besuch wird euch der Fahrer zum Jing´an Tempel in der Nanjing Road Nummer 1686 fahren. Dieser Tempel der Ruhe und des Friedens ist ein Geheimtipp. Die Einheimischen spenden oft Münzen und beten für finanziellen Erfolg. Er ist kunstvoll mit Holzschnitzereien verziert und üppig vergoldet. Um 1930 war dieser Tempel, der am reichsten ausgestattete buddhistische Tempel Shanghais. Er wurde nämlich von einem sehr einflussreichen, kriminellen Mönch geleitet. Für diesen Besuch solltet ihr eine knappe Stunde einkalkulieren.

Weiter geht es zur Longhua Pagode (nur von außen zu besichtigen und nicht besonders attraktiv) wie auch zum vielbesuchten, fantastischen Longhua Tempel im Südwesten.

Letztlich solltet ihr dem Jade-Buddha-Tempel einen Besuch abstatten. Der Yufo Si ist der berühmteste Tempel Shanghais. Hier solltet ihr eine gute Stunde verweilen. Der sitzende Buddha aus einem einzigen Jadestück geschnitzt, ist mit Juwelen besetzt. Ein Traum!

3. Tag 

Ein ganz besonderes Erlebnis ist eine dreistündige Fahrt im Side-Car (www.shanghaiinsiders.com) durch das französische Viertel mit den renovierten Shikumen-Häusern wie auch durch die engen, gepflasterten jahrhundertalten Gassen, die sogenannten Hutongs. Dort ist das authentische, wahre China noch lebendig. Dort leben die Menschen, meistens mehrere Generationen auf engstem Raum in ihren ursprünglichen Behausungen und brutzeln schmackhafte einheimische Gerichte. In den dreißiger Jahren haben ungefähr 60 Prozent der Einwohner Shanghais in diesen gedrungen Ziegelhäusern gewohnt. Ihr müsst euch allerdings beeilen, denn diese Gassenviertel sind abrissgefährdet und weichen alsbald hochmodernen Glaspalästen, neongrellen Bürozentren und riesigen, lichtdurchfluteten Einkaufszentren. 

Nach diesem Ausflug empfehle ich einen Wellness-Aufenthalt im Peninsula oder eine Shoppingtour in der Shopping Passage im Untergeschoss des Peninsula. 

Am Abend solltet ihr unbedingt in Paul Pairets ULTRAVIOLET (www.uvbypp.cc) dinieren. 

UltraViolet by Paul Pairet. Dieses unkonventionelle Restaurant ist ein High-End-Luxuserlebnis der besonderen Art. Es ist und bleibt das einzigartigste Restauranterlebnis, welches uns bis jetzt auf facettenreiche Weise zu 1.000 Prozent beglückt hat. Mein Mann und ich können es kaum erwarten, wieder dort zu sein. Am 18. Mai 2012 hat der im südfranzösischen Perpignan geborene Sternekoch Paul Pairet nach mehreren Jahren intensiver Planungs- und Forschungsarbeit das UltraViolet eröffnet. Der kreative Kopf Paul Pairet, der auch das Mr.&Mrs Bund leitet, ist ein Perfektionist in Sachen Küche und Inszenierung. Von dienstags bis samstags kocht er selbst fast jeden Abend mit seinem Team bestehend aus 25 Personen, die in der Küche, im Service und im Technikraum arbeiten, ein einziges Menu für einen Tisch, an dem nur 10 Gäste sitzen. Seit der Eröffnung ist das UltraViolet fast vier Monate im Voraus ausgebucht und serviert abwechselnd das Menu UV A/UV B/UV C und seit 2021 ebenfalls das Menu UV A+/ UV B+/ UV C+ bzw. eine ganz spezielle Kombination aus den drei Menus UV8888.

Die beliebig zusammengewürfelten Gäste treffen sich zuerst im Mr. & Mrs. Bund auf ein Glas Champagner und lernen sich kennen. Um 19:00 Uhr fährt ein unspektakulärer Minivan mit getönten Scheiben vor und die Gäste werden ungefähr zwanzig Minuten kreuz und quer durch Shanghai gefahren. Niemand weiß, wo das spektakuläre UltraViolet liegt! Dieses Geheimnis wird nie gelüftet werden! In einem düsteren, schäbigen Innenhof stoppt der ganz in Schwarz gekleidete Fahrer und bittet alle auszusteigen. Ich habe das Elend kaum ertragen und lächelnd die Augen geschlossen! Aber ich bin eines Besseren belehrt worden und kann es kaum erwarten, wieder unter den Gästen zu sein.

Der „Operation Manager“, der die Gäste von Anfang an begleitet, klopft an ein heruntergekommenes Eisentor. Wie von Geisterhand öffnet sich irgendwann die erste Tür und schweigende Gestalten weisen einem den Weg bis zur zweiten Tür, welche nach wenigen Sekunden aufgeht. Ebenfalls geleiten stumme Gestalten mit kleinen mobilen Lichtquellen die Gäste weiter in einen Raum, der einem Fahrstuhl ähnelt. Jeder Gast soll das Gefühl haben, einige Stockwerke tiefer zu fahren. Diese Fahrt – wie so viele weitere Erlebnisse – entpuppt sich später als pure Illusion. Und nun, liebe Leser*innen, lasst eure Geschmacksnerven und eure Gefühle bei einem Besuch im UltraViolet Tango tanzen. Nur soviel sei noch verraten: die einmalige Lebenserfahrung, die ihr dort machen werdet, liegt jenseits aller Grenzen des Herkömmlichen, denn der Künstler Paul Pairet versteht es, Gerichte zu inszenieren und die Raumatmosphäre akribisch auf jeden einzelnen Gang abzustimmen! Er nennt dieses Konzept „Psycho-Taste“. Glaubt mir ein Highlight folgt auf das nächste und ein Gaumenkitzel löst den vorhergehenden auf unerwartete Weise ab. Seit bereit für eine multisensorische Wahrnehmung Musik und kreierter Düfte inklusive! Der Preis von 550 bzw. 1100 Euro pro Person darf euch nicht abschrecken! Verewigt euch, wie wir es getan haben, indem ihr eine Nachricht oder auch nur euren Namen auf eine der zahlreichen Wände mit Spezialstift schreibt. Ihr müsst euch jedoch beeilen, da die Wände fast voll sind und einigen Gästen bereits die Decke angeboten wird.

Mr & Mrs Bund (www.mmbund.com) Das französische Restaurant lockt seine Gäste nicht nur mit einer traumhaften Speisekarte, sondern auch mit einer der besten Lagen am Bund. Es befindet sich nur wenige Gehminuten vom The Peninsula entfernt. 

4. Tag / Suzhou 

Falls ihr Lust habt, dann fahrt mit dem G-Train, einem Hochgeschwindigkeitszug, der bis zu 350 Stundenkilometer erreichen kann, nach Suzhou, der Gartenstadt. Sie gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und ist von Shanghai-Honqiao mit dem modernen Schnellzug in 30 Minuten zu erreichen. Ihr könnt euch ebenfalls mit einer Limousine des Peninusula dorthin chauffieren lassen. Dies hat den Vorteil, dass ihr viele Gärten besuchen könnt und euer Chauffeur euch von einem zum nächsten bringen kann. Suzhou besitzt über 100 Literatengärten. Ein altes chinesisches Sprichwort lautet: „Im Himmel liegt das Paradies, auf Erden Suzhou und Hangzhou.“ (Hangzhou werde ich euch im Juli vorstellen). 

Ich empfehle euch den Garten des Löwenwaldklosters aus dem 14. Jahrhundert. Ein verrücktes Gartengebilde aus skurrilen Felsen, Grotten und bizarren Gartensteinen, sowie den Lingering Garten, den Garten des Verweilens aus dem 16. Jahrhundert, mit blühenden Seerosenteichen, einem bezaubernden Pavillon im Bambuswald wie auch Bogenbrücken mit beeindruckenden Drachenköpfen. Auch solltet ihr dem Garten des Meisters der Netze aus dem 19. Jahrhundert einen Besuch abstatten. Dieser liegt versteckt hinter hohen Mauern in einem alten Gassenviertel mit teilweise kaputten, schwarzglasierten Dachziegeln über den gedrechselten Fenstergittern einiger Wohnungen. Auch dort spielen – wie in allen anderen klassischen chinesischen Gärten – Steine eine bedeutende Rolle. Sie symbolisieren entweder die Erde oder Chinas heilige Berge. Auch bevölkern viele Lotusblumen die Gärten. Sie stehen für Kontinuität und Frieden. Ausgedehnte bunte Blumenpfade oder weite grüne Rasenflächen sucht ihr jedoch vergeblich in diesen Gärten. Diese kunstvoll gestalteten (Stein)gärten beherbergen andere Schätze, wie zum Beispiel in Stein eingravierte Kalligrafien oder literarische Zitate von berühmten, vergangenen Meistern, jahrhundertealte, gigantische Bäume, sehenswerte Bonsaikunstwerke, pittoreske Steinbogenbrücken oder skurrile Kalkfelsen. 

Ihr werdet feststellen, dass die Zeit sehr schnell vergeht, aber eventuell ergibt sich noch die Möglichkeit die Seidenfabrik zu besuchen. Die Seidenindustrie hat Suzhou nämlich vor 500 Jahren den Wohlstand gebracht. 

Wissenswertes: 

Anreise: 

Falls ihr in der First Class mit Lufthansa von Frankfurt aus abfliegen werdet, dann beginnt eure Reise ganz entspannt im First Class Terminal. Dieser premium “Wartesaal“ erstreckt sich über 1.800 Quadratmeter und bietet alles, was das Herz eines verwöhnten Luxusreisenden begehrt. 

Eine Lounge, ein Bereich für Zigarrenliebhaber, ein Edelrestaurant, zwei Schlafkabinen, zwei Badezimmer mit Wanne und Dusche – ein 5-Sterne-Hotel bereits vor Abflug! Habt ihr gewusst, dass vor Corona im FCT 8.100 Liter Champagner – fast 30 Flaschen pro Tag – konsumiert wurden. Mit Tempo 30, mehr ist leider nicht erlaubt, kutschiert euch ein Fahrer in einem Porsche Cayenne oder Mercedes AMG direkt übers Rollfeld zum Flieger. Vor Covid-19 hat es 46 Limousinen gegeben, die 451.000 Kilometer pro Jahr auf dem Rollfeld zurückgelegt haben. 

Ihr braucht ein Visum für Shanghai, wenn ihr länger als 72 Stunden dortbleibt. Allerdings dürft ihr ohne Visum die Stadt nicht verlassen, also auch nicht nach Suzhou reisen. 

Verkehrsleitsystem:

Grün bedeutet freie Fahrt, Gelb gibt Verkehrsbehinderungen an und Rot signalisiert Stau. 

Wetter:

Der Frühling (April und Mai) wie auch der Herbst (Oktober und November) sind die besten Monate, um nach Shanghai zu reisen. Im August wie auch im September können Taifune die Stadt heimsuchen! Im Juni und Juli regnet es relativ viel in Shanghai. 

Viel Spaß in Shanghai, 

eure Amal.